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Corona-Krise als Katalysator privater Insolvenzen

Nach aktuellen Angaben des Bundesamtes für Statistik galten in 2020 in der Bundesrepublik Deutschland 6,85 Millionen Privatpersonen als überschuldet.

Damit bleibt die Zahl der Überschuldeten etwa auf dem gleichen Niveau der Vorjahre. Aktuell jedoch schnellen die Zahlen der Verbraucherinsolvenzen in die Höhe und erreichten im ersten Quartal 2021 mit nahezu 32.000 Privatinsolvenzen ein Level, welches über 56% über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegt.

Auch wenn ein Teil dieses Effektes, der erst im Dezember 2020 gesetzlich geregelten Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens zuzurechnen ist, zeigen sich nun mit aller Deutlichkeit die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Besonders betroffen sind Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes, Freiberufler und Soloselbständige. Und nicht nur das. Sank vor der Pandemie insbesondere die Zahl der Langzeitarbeitslosen, rechnen Arbeitsmarktexperten nunmehr stetig mit einer Million von Langzeitarbeitslosigkeit Betroffener.

Mit Freiberuflern und Selbständigen kommt eine größtenteils neue Gruppe Ratsuchender in die Schuldnerberatung, die ebenso wie die steigende Zahl der (Langzeit-)Arbeitslosen Rat und Hilfe bei der Bewältigung ihrer Schuldenprobleme suchen.

Die Kölner Schuldnerberatungsstellen warnen schon seit längerem vor einem drastischen Anstieg der von Überschuldung betroffenen Haushalte, gerade vor dem Hintergrund, dass Ratsuchende sich auch schon vor der Pandemie auf lange Wartezeiten einstellen mussten.

Mit zunehmender Dauer der Corona-Pandemie wenden sich zusätzlich vermehrt Menschen in Kurzarbeit, Freiberufler und Soloselbständige an die Kölner Beratungsstellen. Das ohnehin schon begrenzte Beratungsangebot wird durch das Hinzukommen weiterer Zielgruppen zusätzlich verknappt. In der Folge wenden sich diese häufig an gewerbliche Schuldenregulierer mit hohen Beratungskosten. Der Zugang zu qualifizierter, kostenfreier Schuldnerberatung muss grundsätzlich kostenfrei allen überschuldeten Bürgerinnen und Bürgern offenstehen.

Viele Überschuldete sind in der Lage, nach Klärung ihrer prekären finanziellen Situation beruflich und wirtschaftlich neu zu starten, ohne dauerhaft im staatlich alimentierten Hilfesystem zu verharren. Schuldnerberatung ist eine aktivierende Hilfe und trägt wesentlich dazu bei, Betroffene wieder handlungsfähig zu machen und in der Folge auch staatliche Transferleistungen deutlich zu reduzieren.

Die Kölner Schuldnerberatungsstellen fordern daher eine bedarfsorientierte Personal- und Sachausstattung der Schuldnerberatung.

Weitere Informationen, auch zur Aktionswoche der Schuldnerberatung „Der Mensch hinter den Schulden“ vom 07. – 11. Juni 2021 finden Sie hier:

www.skm-koeln.de

www.aktionswoche-schuldnerberatung.de

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Beitragsbild: Mikhail Nilov von Pexels