Gemeinsam für die Suchthilfe

Drogenhilfe Köln und SKM Köln setzen sich zusammen für nachhaltige Lösungen am Neumarkt ein

Die Situation rund um die offene Drogenszene am Kölner Neumarkt hat sich in den vergangenen Monaten dramatisch verschärft. Steigende Konsumzahlen, wachsende Obdachlosigkeit und eine hohe Zahl an Notrufeinsätzen machen deutlich: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Vor diesem Hintergrund hat der Hauptausschuss der Stadt Köln am 29.09.2025 beschlossen, kurzfristig eine Interimslösung zur Verbesserung der Lage am Neumarkt auf den Weg zu bringen. Ziel ist es, die Situation für suchtkranke und wohnungslose Menschen ebenso wie für Anwohner:innen und die Öffentlichkeit spürbar zu entlasten. Aus diesem Anlass wollen sich der SKM Köln und Drogenhilfe gemeinsam für Lösungen an und um den Neumarkt einsetzen.

Engagement erfahrener Träger: SKM Köln und Drogenhilfe Köln signalisieren Bereitschaft

Im Rahmen eines Pressegesprächs am 10. Oktober 2025 mit anschließender Ortsbegehung haben der SKM Köln und die Drogenhilfe Köln ihr gemeinsames Engagement für die geplante Interimslösung am Neumarkt angeboten. Beide Träger verfügen über jahrzehntelange Erfahrung in der Suchthilfe und sind bereit, Verantwortung für die Umsetzung und fachliche Begleitung zu übernehmen – vorausgesetzt, die Konzeption entspricht den fachlichen Standards und wird ausreichend finanziert. In einem gemeinsamen Schreiben an Stadtverwaltung und Politik betonen sie die Notwendigkeit, etablierte Träger aktiv in die Planung und Umsetzung einzubinden.

Fakten zur aktuellen Lage: Warum eine Interimslösung notwendig ist

Im ersten Halbjahr 2024 wurden im Drogenkonsumraum Neumarkt 29.508 Konsumvorgänge gezählt – das entspricht durchschnittlich 190 pro Tag und bedeutet einen Anstieg von 75 % gegenüber 2022 wie bereits der Kölner Stadtanzeiger berichtete. 21 % der Nutzer:innen konsumieren Crack, 32 % sind obdachlos, 55 % hatten bereits eine Überdosis und 22 % sind nicht krankenversichert – das stellt eine 2023 von der Katholischen Hochschule NRW (katho) vorgelegte Studie fest. Die Polizei meldet laut Beitrag der Kölnischen Rundschau durchschnittlich 16 Notrufeinsätze täglich am Neumarkt. Die hygienischen Bedingungen werden als „katastrophal beschrieben. Zunehmend findet der Crack Konsum außerhalb des Drogenkonsumraums im öffentlichen Raum statt.

Das Kölner Modell: Hilfe vor Ort und nachhaltige Perspektiven

Das von SKM Köln und Drogenhilfe Köln favorisierte „Kölner Modell“ setzt auf niedrigschwellige Angebote in unmittelbarer Nähe zur Szene. Geplant ist der Aufbau von Suchthilfezentren, die medizinische Versorgung, Sozialarbeit, Konsum- und Ruheräume sowie Beschäftigungsangebote bündeln. Ziel ist eine schnelle Hilfe für Konsumierende, die Entlastung des öffentlichen Raums und die Integration wohnungsloser und suchtkranker Menschen. Erfahrungen aus anderen Städten wie Zürich und Frankfurt zeigen, dass solche Modelle erfolgreich sein können, wenn sie an die lokalen Bedingungen angepasst werden.

Stimmen aus der Praxis: Verantwortung und Perspektiven

„Wir stehen bereit, kurzfristig Verantwortung zu übernehmen – etwa für die geplante Aufenthaltsfläche am Neumarkt. Voraussetzung ist, dass die Konzeption fachlich tragfähig ist und tatsächlich zu einer Entlastung der Situation beiträgt“, betont Markus Wirtz, Geschäftsführer der Drogenhilfe Köln. Jens Röskens, Vorstand Sozialpolitik beim SKM Köln, ergänzt: „Die Stadt Köln ist auf die Kompetenz der etablierten Träger angewiesen, um wirksame und nachhaltige Lösungen zu entwickeln.“ Jane van Well, Sachgebietsleitung Niedrigschwellige Hilfen beim SKM Köln, unterstreicht: „Für das Rauchen von Crack braucht es nicht unbedingt einen Konsumraum – aber eine Anlaufstelle mit umfassendem Angebot.“

Ausblick: Zusammenarbeit für nachhaltige Suchthilfe

Die nächsten Schritte umfassen die Einladung zu Workshops, die Konkretisierung der Maßnahmen durch die Stadt Köln und die aktive Einbindung der etablierten Träger in die Weiterentwicklung des Suchthilfekonzepts. Ziel ist es, gemeinsam mit allen Beteiligten tragfähige und nachhaltige Lösungen für die Suchthilfe am Neumarkt zu schaffen.

Die zugehörige Pressemitteilung erhalten Sie hier als PDF zum Download.